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Pflege und 24h-Betreuung
Am 29. September findet in Österreich die Nationalratswahl statt. Im Vorfeld dieser Wahl hat die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksœ) einen Fragenkatalog erarbeitet, der aus insgesamt 20 Fragen besteht und an alle Parlamentsparteien versendet. Bis zur Nationalratswahl 2024 veröffentlichen wir hier jeden Tag eine neue Frage und die Antworten der Parlamentsparteien.
Frage 9/20: Laut dem Österreichischen Integrations Fonds waren in Österreich 2022 knapp 68.000 Personen im Pflegesektor als Angestellte tätig. Mehr als 23 Prozent davon sind ausländische Staatsangehörige. Zusätzlich waren mehr als 58.000 selbständig in der Personen- und 24h-Betreuung tätig. Hier liegt der Anteil ausländischer Arbeitskräfte bei 92 Prozent. Wie können diese Menschen bestmöglich unterstützt werden?
Kommentar der ksœ Der Pflegesektor in Österreich verdeutlicht eindrucksvoll die bedeutende Rolle ausländischer Arbeitskräfte für das Funktionieren unseres Gesundheitssystems. Diese Tatsache ... |
... unterstreicht die Notwendigkeit, diesen Menschen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen. Im Bereich der Pflege ist es daher von zentraler Bedeutung, ein breites Spektrum an Unterstützungsmaßnahmen zu gewährleisten. Diese reichen von einer gerechten Entlohnung über gezielte Integrationsförderung und umfassende soziale Absicherung bis hin zur Erleichterung des Familiennachzugs.
Hinweise: |
ÖVP |
Um die ausländischen Arbeitskräfte im Pflegesektor bestmöglich zu unterstützen, setzen wir auf die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte (RWR-Karte). Der hohe Fachkräftebedarf ist eine der drängendsten Herausforderungen für heimische Unternehmen.
Neben Maßnahmen im Inland fördern wir die Anwerbung qualifizierter Fachkräfte aus Drittstaaten. Seit der Reform im Oktober 2022 stieg die Anzahl der ausgestellten RWR-Karten um rund 46 Prozent. In den ersten vier Monaten des Jahres 2024 wurden bereits 3.258 RWR-Karten ausgestellt. Wir erwarten, dass bis Ende des Jahres rund 10.000 Karten ausgestellt werden können. Diese Maßnahmen helfen, den Fachkräftemangel im Pflegesektor zu lindern und ausländische Arbeitskräfte besser zu integrieren.
Weiters fordern wir in unserem Österreichplan die Schaffung der Möglichkeit, in Zukunft in Österreich ausländische Fachkräfte auszubilden und diese auch in Österreich zu behalten, sofern es eine entsprechende betriebliche Nachfrage gibt. |
SPÖ |
In Österreich sind Pflegekräfte enormem Druck ausgesetzt. Fast die Hälfte der Pflegekräfte denkt täglich ans Aufhören, die große Mehrheit glaubt nicht, ihren Beruf bis zur Pension durchzuhalten. Die meisten machen ihre Arbeit gerne, aber es mangelt an guten Arbeitsbedingungen. Das Resultat: Burn-out, Langzeitkrankenstände, vorzeitiger Berufsausstieg. Um einen adäquaten Personalschlüssel zu garantieren, braucht es höhere Löhne, eine schrittweise Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und eine echte zusätzliche Erholungswoche. Für den Bereich der 24h-Betreuung wollen wir bundesweit einheitliche Qualitätskriterien durch ein Bundesrahmengesetz vorgeben, sodass sichergestellt wird, dass Betroffenen jene Betreuung erhalten, die sie benötigen, und dass die Betreuungspersonen auch entsprechende Qualifikationen aufweisen. Darüber hinaus muss es verstärkte Kontrollen in diesem Bereich geben, um sicherzustellen, dass auch die Betreuungspersonen ihre wertvolle Tätigkeit entsprechend ausüben können und nicht ausgenutzt werden. Zu guter Letzt ist für uns klar: Pflege ist Schwer(st)arbeit und deshalb soll das Pflegepersonal auch die Schwerarbeitspension erhalten. |
FPÖ |
Unser Ziel sind faire Arbeitsbedingungen für alle Pflegekräfte in Österreich, unabhängig von der Staatsbürgerschaft oder Herkunft. Gleichzeitig sind wir Freiheitliche der Überzeugung, dass es das Ziel sein muss, die Pflegebedürftigen durch Personen zu betreuen, die durch ihre Ausbildung sowie sozialen und kulturellen Grundlagen und sprachlichen Voraussetzungen dazu auch hundertprozentig qualifiziert sind. Gerade für ältere und pflegebedürftige Personen ist es wichtig, dass sie sich auch in diesem Lebensabschnitt „zu Hause“ fühlen. Es braucht auch eine Garantie, dass ausländische Pflegekräfte nicht ausgebeutet werden. Jedes Sozialdumping muss verhindert werden, gerade auch bei 24-Stunden-Kräften. Verbesserte Arbeitsbedingungen in der Pflege und bessere finanzielle Anerkennung bei Lohn und Gehalt sowie der Zuerkennung von Pflegeprämien für die Pflegekräfte für inländische und ausländische Pflegekräfte sind weitere Anliegen der FPÖ. |
GRÜNE |
Wir Grüne setzten uns dafür ein, dass die Nostrifikationen, also die Anerkennung von im Ausland erworbenen Ausbildungen, möglichst reibungslos und rasch von statten gehen. Kürzlich wurde eine neue Datenbank veröffentlicht, die eine schnellere Abwicklung von Nostrifikationen möglich macht.
Daher wurde die Anerkennung von im Ausland erworbenen Ausbildungen deutlich vereinfacht, beschleunigt und entbürokratisiert. Die hohen Qualitätsstandards bleiben aber sichergestellt. Pflegekräfte können als Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz tätig sein, bis die Nostrifikation abgeschlossen ist.
Außerdem erhalten Pflegekräfte deutlich mehr Punkte für eine abgeschlossene Berufsausbildung. Das bedeutet Erleichterungen beim Zugang zur Rot-Weiß-Rot Karte für Pflegekräfte und es werden auch für 40- bis 50-Jährige zusätzliche Punkte in der Kategorie Alter ermöglicht.
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NEOS |
Wichtig ist hier die Differenzierung zwischen Pflege und Betreuung. In der Pflege gibt es regelmäßige Diensträder. Viele ausländische Pflegekräfte sind aus benachbarten Ländern und pendeln für den Job. Hier ist es wichtig, dass europäische Anerkennungssysteme gut funktionieren und auch im grenzüberschreitenden Arbeiten Rechtssicherheit (bspw. in Hinblick auf Karenzregeln) gewährt wird.
Im Bereich der 24-Stunden-Betreuung gibt es aufgrund der meist zweiwöchigen Diensträder viel mehr Problempotenzial. Hier braucht es strenge Kontrollen, um ordentliche Anstellungsverhältnisse sicherzustellen, mehr Möglichkeiten für Sprachkurse und Integrationsangebote und ausreichend Unterstützung für Betreuer:innen durch qualifizierte Pflegekräfte.
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