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11.02.2025
Johannes Webhofer
Wege zum Sozialen Frieden – Eine Trilogie
Sozialer Friede: Aktuelle Herausforderungen
In einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche steht der soziale Friede vor beispiellosen Herausforderungen. Die Nachwirkungen der Covid-Pandemie, geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten stellen den sozialen Zusammenhalt auf die Probe. Diese Entwicklung manifestiert sich in wachsender sozialer Ungleichheit, politischer Polarisierung und einem besorgniserregenden Erstarken extremistischer Strömungen.
Der soziale Friede, lange als selbstverständlich erachtet, erweist sich heute als fragiles Konstrukt, das aktiver Pflege bedarf. Besonders deutlich wird dies an der zunehmenden Fragmentierung unserer Gesellschaft: Während einige Bevölkerungsgruppen von wirtschaftlichem Aufschwung und Digitalisierung profitieren, fühlen sich andere abgehängt und von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen.
Die Wurzeln dieser Entwicklung sind vielschichtig. Neben ökonomischen Faktoren spielen auch kulturelle Veränderungen eine zentrale Rolle. Die Digitalisierung hat unsere Kommunikationsstrukturen fundamental umgestaltet. Soziale Medien erzeugen geschlossene Informationskreisläufe und verschärfen gesellschaftliche Polarisierung. Gleichzeitig schwinden Räume für konstruktiven Dialog und wechselseitiges Verständnis. Das betrifft die Zivilgesellschaft, das betrifft aber auch das Parlament und die dort vertretenen politischen Parteien. In diesem Kontext gewinnen rechtspopulistische Parteien zunehmend politischen Einfluss und untergraben demokratische Institutionen, treten wissenschaftsfeindlich auf, fördern Verschwörungen und Fake-News und greifen in vielen Ländern Qualitätsmedien und zivilgesellschaftliche Akteure an.
Um diese komplexen Zusammenhänge besser zu verstehen und Lösungsansätze zu entwickeln, haben wir einen dreijährigen Schwerpunkt zum Thema "Sozialer Friede" ins Leben gerufen. Dabei stehen Grundlagen und Herausforderungen gesellschaftlichen Zusammenhalts aus verschiedenen Perspektiven im Fokus.
Schwerpunktthemen: Verständigung, Gerechtigkeit, Vielfalt
Unser Schwerpunktthema gliedert sich in drei aufeinander aufbauende Jahresthemen: Das erste Jahr widmet sich dem Thema "Verständigung" und untersucht die Grundbedingungen eines konstruktiven gesellschaftlichen und politischen Dialogs. Der Fokus liegt auf den Mechanismen politischer Kommunikation, dem Umgang mit Populismus, Desinformation und Verschwörungserzählungen sowie der Verbreitung von Hass in digitalen Räumen. Die Qualität unserer demokratischen Kommunikation entscheidet letztlich auch über Zusammenhalt und Konfliktfähigkeit der Gesellschaft. Im zweiten Jahr steht "Gerechtigkeit" im Fokus. Wir analysieren bestehende Ungleichheiten und ihre Auswirkungen auf den sozialen Frieden. Dabei diskutieren wir Konzepte für eine gerechtere Verteilung von Ressourcen und Chancen. Das dritte Jahr konzentriert sich auf "Vielfalt" als gesellschaftliche Realität und Potenzial. Hier geht es darum, wie verschiedene gesellschaftliche Gruppen friedlich zusammenleben können und welche Rahmenbedingungen dafür notwendig sind.
Ergebnisse und Dissemination
Durch die Kombination von eigenständiger Forschung und interdisziplinärem Dialog entwickeln wir eine fundierte wissenschaftliche Grundlage für zukunftsfähige sozialpolitische Konzepte. Im kontinuierlichen Austausch mit politischen, zivilgesellschaftlichen und wissenschaftlichen Akteuren vertiefen wir unsere Erkenntnisse. Denn nur ein systematischer, interdisziplinärer Ansatz kann die komplexen Herausforderungen unserer heterogenen Gesellschaft erfassen und Wege zu mehr Zusammenhalt aufzeigen. Die Erkenntnisse fließen in wissenschaftliche und journalistische Publikationen ein und werden unter anderem bei unserer Herbstveranstaltung zur Diskussion gestellt. Sie bilden zudem die Grundlage für ein aufeinander abgestimmtes Konzept der Wissenschaftskommunikation, das im ksoe Podcast und dem Magazin forschung.praxis.dialog seinen Ausdruck findet.
Zum Autor: Johannes Webhofer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der ksœ.